Vom 03. bis 05. Oktober 2025 finden in Brüssel, Belgien, die JJIF European Championships im Gi statt. Für die Zitadelle geht Bernadette Marsano in der Gewichtsklasse unter 63 kg an den Start.
Besonders spannend: Obwohl Bernadette als Blue Belt startet, wird sie auch gegen Athletinnen aus höheren Gürtelklassen – bis hin zu Black Belts – antreten. Eine große sportliche Herausforderung, die sie mit Selbstvertrauen und Entschlossenheit angeht.
Im folgenden Interview spricht Bernadette über ihre Vorbereitung, ihren mentalen Zugang und ihre Motivation vor diesem wichtigen Turnier.
Interview mit Bernadette Marsano vor der JJIF European Championship in Brüssel
Interviewer: Bernadette, am Freitag fliegst du nach Brüssel zur JJIF European Championship. Wie geht es dir wenige Tage vor diesem großen Wettkampf?
Bernadette Marsano: Aufgeregt im positivsten Sinne. Allein jetzt wenn ich darüber nachdenke, dass es bald losgeht, steigt der Puls. Aber ich liebe es die Zitadelle bei Wettkämpfen zu repräsentieren und zu zeigen wie stark wir als Team sind. Ich liebe den Nervenkitzel vor einem Wettkampf. Gehe aber auch mit vollem Vertrauen in mich und uns hinein. Ich weiß wie hart wir alle arbeiten und dass der Erfolg kommen wird.
Interviewer: Du startest als Blue Belt und trittst dabei auch gegen Black Belts an – eine echte Besonderheit. Was bedeutet diese Herausforderung für dich sportlich und persönlich?
Bernadette Marsano: Das ist ein unbeschreibliches Gefühl. Ich messe mich zum ersten Mal mit Athleten höherer Gürtelklassen – gleichzeitig achte ich aber darauf dem nicht zu viel Wert zu geben. Also ich gehe nicht mit der Einstellung rein „ach die sind Brown oder Black Belts und deswegen gewinnen die jetzt sicher“.
Hier fällt mir gleich noch eine lustige Anekdote ein hahaha da muss ich immer an meinen ersten JJIF Wettkampf denken. Ich wusste schon, dass es nur Gewichts- und keine Gürtelklassen gibt. Dennoch habe ich das nicht ganz realisiert und in meinem Kopf habe ich mir gedacht, dass wir nur Bluebelts sind. Mein erster Kampf war super schnell und ich konnte meine Gegnerin ziemlich leicht submitten. Beim zweiten Kampf war es dann schon etwas anstrengender und die Gegnerin hat mich gepasst und richtig starken Pressure gemacht. Es war nicht mehr viel Zeit übrig und ich lag mit den Punkten hinten. Mein einziger Gedanke war nur „Bernadette, kein Bluebelt ist stärker als du, also gib Gas“. Und das hat mir die Kraft gegeben, sie zu sweepen und dann auch noch beinahe ihren Rücken zu nehmen. Dadurch habe ich dann den Kampf gewonnen – und so zum ersten Mal einen Black Belt besiegt. Das habe ich alles erst nach dem Wettkampf dann verarbeitet. Muss aber trotzdem immer noch lachen darüber.
Also ich gehe weiterhin mit dem Mindset rein, dass ich gewinnen werde, egal welchen Gürtel wer hat. Das motiviert mich.
Interviewer: Wie sieht deine letzte Trainingswoche vor der Abreise aus? Setzt du auf Technikfeinschliff, Regeneration oder noch auf hartes Sparring?
Bernadette Marsano: Ehrlich gesagt behalte ich bei meinem Training alles gleich. Allein bei den Sparrings achte ich mehr darauf, dass nichts passiert, sprich keine Verletzungen. Ansonsten muss ich sagen, dass ich 100% auf meinen Trainer (Luca Kerbl) und mein Team vertraue. Das Training ist mein Alltag, der Ablauf des Trainings ist meine Routine, und dadurch habe ich Ruhe und Vertrauen in mich und meine Leistungen. Also keine speziellen Veränderungen!
Interviewer: Bei einer Europameisterschaft treffen Top-Athletinnen und -Athleten aus aller Welt aufeinander. Mit welchem Ziel reist du nach Brüssel – geht es vor allem um Erfahrung oder visierst du eine konkrete Platzierung an?
Bernadette Marsano: Egal welcher Wettkampf ansteht – mein Ziel ist immer: aggressives, aber auch technisch schönes Jiu-Jitsu zu zeigen. Damit meine ich folgendes: ich weiß, dass wir unglaublich viel trainieren und weiß auch, wozu ich fähig bin. Ich möchte zeigen, was ich kann und wozu harte Arbeit führt. Gleichzeitig möchte ich auch dominieren – jeden Kampf, meine Gegnerinnen – ich möchte den Ton angeben und alles dafür geben.
Ja und eine Medaille ist natürlich dann das Tüpfelchen auf dem i, würde ich mal sagen.
Interviewer: Mentale Stärke spielt im Ju-Jitsu eine entscheidende Rolle. Hast du bestimmte Routinen oder Rituale, um dich vor den Kämpfen optimal einzustimmen?
Bernadette Marsano: Ja, das stimmt. Meiner Meinung nach ist der mentale Aspekt auch das ausschlaggebende. Ich persönlich habe einige Routinen vor dem Wettkampftag und auch ein ganz spezielles Mantra, das ich mir dann am Tag selber ganz oft vorsage.
Interviewer: Was bedeutet dir Ju-Jitsu persönlich – und welche Werte nimmst du aus dem Training mit in deinen Alltag?
Bernadette Marsano: Wachstum. Durch Jiu-Jitsu hat sich einiges in meinem Leben verändert und ich bin als Person, als Athletin extrem gewachsen. Der Sport hat so viele Facetten, es gibt so viel zu lernen und somit auch zu wachsen. Das macht mich hungrig nach Wissen und hungrig nach mehr.
Und das sind auch alles Werte, die ich in meinen Alltag integriere: Lernen, Verbesserung, Anpassung, Durchhalten, Vertrauen und alles für meine Ziele geben.
Interviewer: Viele junge Athletinnen und Athleten träumen davon, einmal international zu starten. Was würdest du ihnen aus deiner bisherigen Erfahrung mitgeben?
Bernadette Marsano: Go for it! Ich habe recht bald begonnen, an Wettkämpfen teilzunehmen. Hab ich da bereits alles gekonnt oder war 100% top vorbereitet – nein. Aber mit jedem Wettkampf bin ich gewachsen, habe dazu gelernt und mich verbessert. Also fang an, fokussiert zu trainieren, beschäftige dich mit dem Sport auch außerhalb der Trainingseinheiten und dann: let’s go! Du wirst nicht nur im sportlichen Sinn wachsen, sondern auch als Person.
Interviewer: Abseits der Kämpfe: Gibt es etwas, worauf du dich in Brüssel besonders freust – vielleicht die Stadt, das internationale Umfeld oder den Austausch mit anderen Teams?
Bernadette Marsano: Ja, ich freue mich schon sehr auf die Stadt. Ich war bereits einmal in Brüssel bei einem Wettkampf und da hat mich die Stadt schon sehr beeindruckt. Jetzt freue ich mich, diese wieder zu sehen und zu erkunden.